Mittwoch, April 17, 2024
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Das neue Gesicht Schlierens

Wo einst traditionsreiche Unternehmen wie die Färberei Schlieren oder die Leimfabrik Geistlich ihren Standort hatten, wächst seit einigen Jahren rund um den Rietpark ein komplett neuer Stadtteil heran. Die Bewohner schätzen die zentrale Lage direkt am Bahnhof und die Nähe zum Limmatraum.

Das Rietparkquartier liegt westlich der Engstringerstrasse zwischen dem Bahngeleise von Zürich nach Dietikon und der Bernstrasse. Es umfasst im Wesentlichen die zwei Areale «Färbi» und «Geistlich». Sie haben ihre Namen von der Färberei Schlieren und der Leimfabrik Geistlich, die hier im vergangenen Jahrhundert ihren Standort hatten. Andere bekannte Firmen, die in dem Gebiet ansässig waren, sind der Kühlschrankhersteller Sibir und das Alu-Schweisswerk Schlieren.

Das westliche Eingang zum Rietparkquartier: Der Goldschlägiplatz

Heute ist von diesen traditionsreichen Betrieben nichts mehr zu sehen. In den vergangenen Monaten verschwand mit der Schleifung der Leimfabrik Geistlich der letzte Zeuge des Industriezeitalters in Schlieren. Auf dem rund 80‘000 Quadratmeter grossen Areal sollen bis 2019 im Rahmen eines privaten Gestaltungsplans in einem ersten Schritt 320 Wohnungen, Büro- und Gewerberäumlichkeiten und ein privates Alterszentrum entstehen. Weitere Flächen beim Vitis Sportzentrum und nördlich der Brandstrasse sollen danach überbaut werden. Schon fertig gestellt ist das Projekt «Magnolia» an der Brandstrasse mit 137 Eigentumswohnungen.

Bereits überbaut ist das 45‘000 Quadratmeter grosse Färbi-­Areal. Auch hier kam ein privater Gestaltungsplan zur Anwendung. Entstanden sind 600 Wohnungen und 14‘500 Quadratmeter Gewerbeflächen. Verbindendes Element zwischen Färbi- und Geistlich-Areal soll der 600 Meter lange Rietpark sein, der mitten in der Überbauung liegt und zum Bahnhof hin offen ist. In ihm soll man flanieren, spielen oder verweilen können. Im Endausbau zu Beginn der Zwanzigerjahre wird das Rietparkquartier ein urbaner Schlieremer Stadtteil sein, in dem man Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und die Freizeit verbringen kann.

Noch zu wenig Leben

Sibylle Born wohnt und arbeitet in diesem neuen Stadtteil. Nach einem längeren Auslandaufenthalt kam sie vor zwei Jahren zurück in die Schweiz und suchte «eine grosszügige, zahlbare Wohnung nahe bei Zürich mit der Möglichkeit, ein Atelier einzurichten», wie sie dem «Schlieremer» erzählt. Born fand Wohnung und Atelier (für Grafik, Design und Gestaltung) auf dem Färbi-Areal. Attraktiv findet sie den urbanen Charakter, die zentrale Lage direkt am Bahnhof, die Nähe zum Limmatraum und die guten Einkaufsmöglichkeiten. Auf dem Areal gibt es einen Coop, einen Aldi und eine Drogerie. Schlieren und das Limmattal waren Born nicht fremd. Vor ihrem Auslandaufenthalt hatte sie bereits einmal ein Atelier in der Stadt; wohnhaft war sie damals in Unterengstringen.

«Es würde mir noch besser gefallen, wenn das Quartier noch etwas lebendiger wäre», sagt Born.

Zur Zeit eine riesige Baustelle: Das Geistlich-Areal

Noch stünden einige Gewerberäumlichkeiten leer. Wünschen würde sie, dass dort Läden für den täglichen Bedarf oder Angebote für die Freizeitgestaltung einziehen. Immerhin gibt es bereits eine Manufaktur, die süsse Verführungen herstellt, und ein Geschäft, in dem man Modeaccessoires kaufen kann. Wer die Wohnung neu einrichten will, wird in einem Möbelgeschäft und bei einem Küchenbauer fündig. Drei Restaurants – zwei Italiener und ein Libanese – sind auch schon vorhanden.

Den Sportbegeisterten stehen ein Fitnessstudio, ein Tennis- und Squashzentrum sowie ein Yogacorner zur Verfügung. Und auch wer eine schicke Frisur oder eine makellose Haut will, findet entsprechende Angebote auf dem Färbi-Areal.

Das Leben in dem neuen Quartier sei «noch recht anonym», sagt Born. «Es braucht halt Zeit, bis man sich kennt». Wenn man Leute kennen lernen wolle, müsse man aktiv werden und auf die Menschen zugehen. «Ich habe begonnen, mich vorzustellen, wenn ich jemanden im Lift oder im Treppenhaus nicht kenne», erklärt Born. Viele Bewohner würden auswärts arbeiten, würden am Morgen mit dem Zug wegfahren und kämen abends zurück. Deshalb sehe man die Leute nicht so oft.

Das bereits fertig gestellte Teil des Rietparks:  Das Zentrum des Färbi-Areals.

 

Noch kein Zusammenhalt

Einen Zusammenhalt oder so etwas wie ein Quartierbewusstsein gebe es noch kaum, sagt Born. Sie habe aber gehört, dass ein Quartierverein entstehen soll. Das würde sie begrüssen, denn dieser Verein könnte die Interessen der Bewohner nach aussen vertreten und für mehr Leben auf dem Areal sorgen. So könnte man etwa das Goldschlägifest wiederholen.

Auf dem Färbi-Areal wohnen gemäss Born eher jüngere, arbeitstätige Leute. Neben Schweizern treffe man auch zahlreiche Ausländer an. Dominieren würden Paare; Familien mit Kindern gebe es eher weniger. Für Kleinkinder gibt es eine Kinderkrippe, Kindergarten und Schulen befinden sich jedoch ausserhalb des Quartiers.

Im Rietparkquartier wird aber nicht nur eingekauft, gewohnt und geschlafen. Nach wie vor wird auch gearbeitet. Neue Unternehmen sind zugezogen und haben die Industriebtriebe von damals ersetzt. Gut vertreten ist die Autobranche: Vorhanden sind Garagen oder Generalvertretungen von Amag, Citroën Peugeot, Mercedes Benz und Porsche. Tesla ist Ende April zugezogen. Am westlichen Ende des Quartiers ausserhalb des Färbi- und Geistlich-Areals haben der Kosmetik- und Pharmahersteller Louis Widmer, der Handwerkermarkt Bauhaus sowie Holzbau Angst ihren Sitz. Und an der Brandstrasse sind der Anlagenbauer Schlatter Industries sowie der Gesundheitslogistiker Cosanum zu Hause.


Text und Fotos: Martin Gollmer

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