Am 29. November können die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger Schlierens über einen Kredit von 4,3 Millionen Franken für ein neues Garderobengebäude bei den Fussballplätzen im Zelgli-Quartier abstimmen. Lange und hart debattiert wurde im Gemeindeparlament über die Kosten des Projekts und über den Beitrag des FC Schlieren. Dieser wird in der Vorlage des Stadtrats auf 100 000 Franken veranschlagt.
Das komfortable Resultat von 26 Ja- zu 5 Nein-Stimmen bei einer Enthaltung täuscht. Im Gemeindeparlament war der Antrag des Stadtrates auf Bewilligung eines Kredits von 4,3 Millionen Franken für den Bau eines neuen Garderobengebäudes bei den Fussballplätzen im Zelgli-Quartier weit umstrittener als das Ergebnis der Schlussabstimmung vermuten lässt. In der teilweise emotional geführten und mit taktischen Schachzügen gespickten Diskussion des stadträtlichen Antrags zu reden gaben vor allem die – zu hohen – Kosten des Neubaus und die – zu niedrige – Beteiligung des Fussballclubs (FC) Schlieren an den Kosten. Dass es ein neues Garderobengebäude braucht, war aber bei allen Rednern und Parteien unbestritten. Das letzte Wort hat Schlierens Stimmvolk in der Abstimmung vom 29. November.
«Ein Augenschein vor Ort genügt, um die Notwendigkeit eines neuen Garderobengebäudes klar zu machen», sagt Stefan Bolliger, Co-Präsident des FC Schlieren. Die alten Garderoben stammten aus den 80er-Jahren und die Container seien ein Provisorium. «Lange hält die Anlage der grossen Beanspruchung nicht mehr stand und fällt auseinander.» Der FC Schlieren ist der grösste Sportverein in der Stadt. Er zählt 560 Mitglieder, darunter rund 400 Jugendliche und Kinder. Sie trainieren und spielen in 28 Mannschaften.
«Die heutigen Garderoben genügen für diese Vereinsgrösse sowohl in quantitativer und qualitativer als auch in hygienischer Hinsicht nicht mehr», urteilt auch die für Finanzen und Liegenschaften zuständige Stadträtin Manuela Stiefel (parteilos). Besonders die unerlässliche Trennung der Geschlechter und Altersgruppen stelle die Planung des Vereinsbetriebs immer wieder vor grosse Herausforderungen. «Ein Ersatzbau ist zwingend und dringend.»
Am Ende der Lebensdauer angelangt
Auch für Markus Weiersmüller (FDP), den härtesten Kritiker des stadträtlichen Antrags im Gemeindeparlament, braucht es einen Neubau. «Meiner Ansicht nach sind die alten Garderoben des FC am Ende ihrer Lebensdauer angelangt», erklärt er. Und Andres Uhl, der im Gemeindeparlament ebenfalls kritisch argumentierte und für die CVP/EVP-Fraktion sprach, sagt: «Die Notwendigkeit eines Ersatzes der bestehenden Garderobenanlage bezweifeln wir in keiner Weise.» Mehr oder weniger vorbehaltlos zugunsten des Neubauprojekts äusserten sich die Sprecher der Grünen, der Grünliberalen, des Quartiervereins, der SP und der SVP.
Obwohl also ein Ersatzbau für die bestehende Garderobenanlage einhellig unbestritten ist, gab das Projekt im Gemeindeparlament viel zu reden und dürfte der Neubau auch in der Schlieremer Bevölkerung noch zu Diskussionen führen. Ein Grund dafür sind die Kosten von 4,3 Millionen Franken. «Andere regionale Fussballclubs haben es geschafft, für deutlich weniger Geld vergleichbare Neubauten zu realisieren», argumentiert etwa Markus Weiersmüller. Dass dieses Garderobengebäude über eine Million mehr kosten soll als die Asylunterkunft für 58 Bewohner, die 2016/17 für 2,8 Millionen Franken neben dem Werkhof gebaut wurde, gebe ihm zu denken.
Weiersmüller fragt sich auch, ob in einigen Details nicht – «wie fast immer bei Bauprojekten der Stadt» – mit zu grosser Kelle angerichtet wird. Für verzichtbar hält der FDP-Parlamentarier etwa die Photovoltaikanlage auf dem Garderobendach. Sie mache wenig Sinn, da sie im Winter nicht gebraucht werde, weil der FC dann in der Halle und nicht auf dem Fussballplatz trainiere und im Winter in der Regel wenig Sonne anfalle. Würde darauf und auf weitere Details verzichtet, könnten die Kosten des Projekts bis zu 20 Prozent auf rund 3,5 Millionen Franken gesenkt werden.
Stadträtin Stiefel verteidigt das Projekt
Stadträtin Manuela Stiefel widerspricht. Der Garderobenneubau sei keineswegs zu teuer: «Bereits bestehende städtische Holzbauten wie der Doppelhort Schulstrasse 12 oder die Asylunterkunft kamen in der Endabrechnung auf den gleichen Preis pro Kubikmeter Bauvolumen.» Und ein Vergleich der Kosten von Garderobenneubauten in anderen Schweizer Gemeinden zeige, dass das Schlieremer Projekt im Mittelfeld liege (siehe Tabelle). Mit zu grosser Kelle angerichtet werde also nicht. Das neue Garderobengebäude erfülle die Anforderungen des Schweizerischen Fussballverbands an solche Bauten denn auch nur knapp. Schliesslich: «Dass Schlieren als Energiestadt eine Photovoltaikanlage plant, ist ein Gebot der Stunde.» Sie diene im Übrigen, so führt Stiefel aus, auch der Energieversorgung des gleich nebenan liegenden Zelgli-Schulhauses.
Für eine Rückweisung der Kreditvorlage an den Stadtrat plädierte im Gemeindeparlament Andres Uhl im Namen der Mehrheit der CVP/EVP-Fraktion. Er äusserte die Befürchtung, dass das Projekt, so wie es der Stadtrat vorgelegt habe, vom Schlieremer Stimmvolk nicht angenommen werde. Denn damit die Vorlage in der Abstimmung eine Chance auf Annahme habe, sollte sich der FC mit einem namhaften Betrag – «wir denken an 400 000 bis 500 000 Franken» – an den Gesamtkosten der Investitionen beteiligen. Uhl weiter: «Das wäre ein wertvolles Zeichen gegenüber dem Stimmvolk sowie gegenüber allen Vereinen in Schlieren, die nicht so umfassend für ihre Infrastruktur unterstützt werden.»
Das stadträtliche Projekt sieht vor, dass sich der FC mit Eigenleistungen im Wert von 100 000 Franken an den Kosten des Garderobenneubaus beteiligt. Zudem soll der Verein für das Clubhaus eine Miete von jährlich 16 000 Franken entrichten. Der Fussballclub sei finanziell nicht auf Rosen gebettet, sagt Stadträtin Manuela Stiefel dazu. «Mehr kann der Verein schlicht und einfach nicht stemmen.» Der FC sei ein Verein und kein profitorientiertes Unternehmen, erklärt Co-Präsident Stefan Bolliger. «Mehr können wir uns gar nicht leisten.»
FC hofft auf einen positiven Ausgang
Auch zusätzliches Sponsoring oder ein einmaliger Zuschlag auf den Mitgliederbeiträgen, wie das im Gemeindeparlament zur Finanzierung der 400 000 bis 500 000 Franken etwa vorgeschlagen wurde, sind für Bolliger keine gangbaren Wege. «Wir sind schon froh, auch in der Coronavirus-Krise auf unsere treuen Sponsoren zählen zu dürfen», sagt er. «Aber jetzt auch noch einen Extrabeitrag zu fordern, geht nicht.» Und was den Zuschlag auf den Mitgliederbeiträgen betrifft, führt Bolliger aus, der Verein kämpfe schon bei der aktuellen Höhe darum, dass die Beiträge überhaupt bezahlt würden. «Ein Zuschlag würde diese Situation noch weiter verschärfen.»
Was geschähe, wenn die Kreditvorlage in der Abstimmung am 29. November abgelehnt würde? «Bei einer Ablehnung könnte der FC den Vereinsbetrieb nicht mehr lange aufrechterhalten», antwortet Stadträtin Manuela Stiefel. «Aus hygienischen Gründen müssten wir Ende 2021 die bestehenden Garderoben und das Clublokal schliessen.» Zurzeit konzentriere sich der Fussballclub nicht auf solche Fragen, sondern ganz darauf, das Vorhaben den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern näher zu bringen, sagt Co-Präsident Stefan Bolliger. «Wir hoffen natürlich auf einen für uns positiven Ausgang der Abstimmung.»
Das Projekt in Kürze
Das eingeschossige neue Garderobengebäude bietet für zwölf Garderoben (sechs Garderoben-Duschmodule) Platz und ist als Hybrid-Modul- und Zweckbau in Holz konzipiert. Diese Konstruktionsweise (Holz/Metall) ermöglicht eine ökologisch hochwertige Materialisierung bei kürzester Erstellungszeit. Die Konstruktion ist mit einer leistungsfähigen Wand- und Dachkonstruktion auf die Erfüllung des Minergiestandards ausgelegt. Der Innenausbau besteht aus pflegleichten und widerstandsfähigen Materialien. Das Holz für die Grundkonstruktion und den Innenausbau stammt aus dem Schlieremer Wald.
Auf dem Dach des neuen Garderobengebäudes wird vollflächig eine Photovoltaikanlage installiert. Diese wird den Grossteil des Energiebedarfs für das Garderobengebäude und der angrenzenden Schulanlage Zelgli decken können.
Im Clubhaus müssen die Küche und der Kiosk gemäss Lebensmittelinspektorat als gewerbliche Räume ausgelegt werden. Das bedeutet, dass die Arbeitsflächen aus hygienischen Gründen aus Chromstahl erstellt werden müssen. Das Clubhaus bietet maximal für 48 Personen Sitzplätze.
Der FC Schlieren wird im neuen Gebäude für die Ausstattung des Sanitäts- und Massageraums, der Trainer- und Schiedsrichterräume, des Materiallagers sowie der Gerätschaften und des Mobiliars des Clubhauses aufkommen. Zudem werden die bestehenden Garderoben vom Fussballclub in Fronarbeit und Eigenregie zu Materialräumen umgebaut.
Kostenvergleich mit anderen Garderobengebäuden
Text und Foto: Martin Gollmer