24 Jahre lang sass Christian Meier im Schlieremer Stadtrat für die SVP. Nun hat er sich zurückgezogen und zieht ein Resümee über seine Zeit als Ressortvorsteher.
Sie sind Obst- und Getreidebauer und waren die letzten 24 Jahre als Stadtrat aktiv. Wie kamen Sie zur Politik?
Klassisch: Die SVP wollte die Gemeinderatsliste füllen. Mein Vater war in der SVP und motivierte mich zu kandidieren. Ich wurde auf einen hinteren Listenplatz gesetzt und nicht direkt gewählt. Gerade nochmal davongekommen, dachte ich damals. Durch den Rücktritt eines bisherigen Gemeinderats bin ich dann aber doch noch ins Parlament gerutscht.
Sie sind Mitglied der SVP. Weshalb haben Sie sich für diese Partei entschieden?
Politisch war ich nicht sehr interessiert. Wäre mein Vater in einer anderen Partei gewesen, hätte es mich auch zur FDP oder – noch schlimmer – zur SP ziehen können (schmunzelt).
Ihr politischer Stil war eher zurückhaltend. Wie kamen Sie mit dem doch oft diffamierenden Politspiel der SVP klar?
Da ärgere ich mich bis heute, auch wenn es etwas besser geworden ist. Ich bin auch oft darauf angesprochen worden und habe dann erklärt, dass Exponenten wohl die SVP nach aussen vertreten, aber nicht die SVP sind.
Sie haben die letzten Jahre im Schlieremer Stadtrat «Alter und Soziales» präsidiert. Was hat Sie an diesem Amt besonders gereizt?
Nach 16 Jahren Werkvorstand war ein Wechsel genau das Richtige. Das Ressort «Bau und Planung» war zu nah an den Werken – und Finanzen sind nicht mein Ding. In der Altersplanung standen spannende Abklärungen zur Ablösung des Altersheims Sandbühl an. Ich wollte etwas Neues machen und habe den Entscheid nie bereut.
Was waren Ihre grössten Erfolge während Ihrer politischen Karriere?
Dass das Abfuhrwesen nicht ausgelagert wurde. Das ist zwar nicht spektakulär, aber dadurch haben wir immer noch einen super Service für die Bevölkerung. Diesen können wir nach Bedarf unkompliziert anpassen – ohne langwierige Verhandlungen mit den beauftragten Firmen.
Welche Geschehnisse während Ihrer langen Amtszeit bleiben Ihnen in weniger guter Erinnerung?
Die Abrechnung des «Mösli»-Umbaus, also des Freibads im Moos, und die nicht realisierte Skateranlage. Vor allem bei der Skateranlage kann ich bis heute nicht verstehen, warum nicht direkt betroffene Bewohner mit fadenscheinigen Argumenten das Projekt verhindern konnten.
Wenn Sie heute nochmals zurück zum Anfang könnten, was würden Sie anders machen?
Ich würde bei der Skateranlage viel schneller den Rechtsweg beschreiten. Die Gegner haben sich in den Verhandlungen keinen Millimeter bewegt, sondern immer auf ihren für mich absurden Forderungen nach Beschränkungen der Öffnungszeiten beharrt.
Wie hat sich die Stadt Schlieren während Ihrer Zeit als Stadtrat verändert?
Die Stadt ist selbstbewusster geworden. Früher war Schlieren als Stadt mit dem höchsten Ausländeranteil und für den Autooccasionshandel bekannt. Heute schauen wir auf eine positive Entwicklung zurück und dürfen stolz sagen: Ich wohne in Schlieren.
Können Sie sich vorstellen, in den nächsten Jahren noch einmal ein politisches Amt zu übernehmen?
Nein. Ueli Maurer will ja nicht zurücktreten, da ist also kein Platz frei. Nein, ernsthaft: Die Zeit ist vorbei. Ich geniesse es, nur noch die landwirtschaftlichen und privaten Termine koordinieren zu müssen. Zudem ist es schön, sich frei über politische Entscheidungen zu ärgern, ohne daran beteiligt zu sein.
Wie nutzen Sie Ihre neu gewonnene Freizeit?
Rund um den Bauernhof sind diverse Arbeiten über die Jahre liegen geblieben. Da habe ich Nachholbedarf. Vielleicht mache ich auch den Pilotenschein – aber wohl eher nicht, obwohl das parteipolitisch in der SVP kein Problem wäre. Da gibt es auch noch ein Hochsee-Segelpatent, mit dem ich liebäugle, oder ich könnte mein Englisch über «yes» und «no» hinaus verbessern. Aber es reizt mich auch, einfach nur den Zürichsee zu geniessen oder in die Berge zu verreisen, wenn das Wetter passt – und nicht, wenn es im Terminkalender Platz hat.
Interview: Linda Von Euw