Donnerstag, April 25, 2024
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Das Jahrhunderprojekt: «Lebendige Limmat»

Text: AWEL Zürich, Fotos: Nightnurse Images AG – Die kanalisierte Limmat zwischen Schlieren, Oberengstringen und Unterengstringen soll natürlicher werden. Auf einer Länge von über drei Kilometern entsteht eine einzigartige Flusslandschaft – ein Paradies für unzählige Tiere und Pflanzen und eine schnell erreichbare grüne Oase für die Menschen im Limmattal.

Nach gut einem Jahrhundert begradigter Limmat hat der Kanton Zürich zusammen mit den Standortgemeinden Schlieren, Oberengstringen und Unterengstringen sowie dem Kloster Fahr und der Stadt Zürich ein neues, pionierhaftes Vorhaben initiiert. Zwischen den drei Gemeinden soll die Limmat aus ihrem starren Korsett befreit werden und einen Teil des Raums zurückerhalten, der ihr einst genommen wurde. Geplant ist eine naturnahe Flusslandschaft, die sich durch die wechselnden Wasserstände dynamisch verändert.

Mitten im dicht besiedelten Limmattal entsteht eine grosszügige und vielfältige Flusslandschaft – ein Hotspot der Biodiversität. Das Projekt «Lebendige Limmat» schafft neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen, die in und an Flüssen heimisch sind. Doch auch die Limmattaler Bevölkerung profitiert von dieser Naturoase. Für sie entstehen neue Bereiche, die zum Durchatmen, Entdecken der Natur und Verweilen einladen – wertvolle, schnell erreichbare Grünräume in einer der am dichtesten besiedelten Regionen des Kantons Zürich. Und der Siedlungsraum wird wirksam vor Überschwemmungen geschützt.


Mensch und Natur Hand in Hand

In und an der «Lebendigen Limmat» gibt es mehr Natur für alle. Das Revitalisierungsprojekt wertet die Limmat langfristig auf. In Zonen, die der Natur vorbehalten bleiben, können sich viele Tierarten wie Fische, Vögel, Insekten oder Amphibien sowie Pflanzen ungestört entwickeln. Den Kontrast dazu bilden Erholungszonen für die Menschen. An diesen Orten können Naherholungssuchende picknicken, spielen, baden, die Landschaft geniessen und verweilen. Mischzonen bieten den Menschen einen faszinierenden Einblick in die vielfältige, dynamische Flusslandschaft, ohne dass diese dabei die Natur stören.

Grundlagen, Landbedarf, Vorgehen und Kosten

Die Förderung der Gewässerrevitalisierung ist seit 2005 in der Verfassung des Kantons Zürich verankert. Und auch der Bund verpflichtet die Kantone dazu, die natürlichen Funktionen von verbauten Gewässern wieder herzustellen. Das AWEL plant das Projekt in engem Austausch mit den Standortgemeinden und Grundeigentümerinnen und Grundeigentümern. Die Kosten für das Projekt werden mehrheitlich von Bund und Kanton übernommen.


Natur

Die Limmat bei Schlieren ist heute kein guter Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Eingezwängt in ein Steinkorsett ist sie zu einem monotonen, ökologisch verarmten Wasserband verkümmert. Ein Schatten ihrer selbst, weit entfernt von der sich laufend verändernden, vielfältigen und artenreichen Flusslandschaft, die sie war, bevor sie der Mensch begradigte. Aktuell fliesst die verbaute Limmat in ihrem Korsett mit einer konstanten Sohlenbreite von 50 Metern von Oberengstringen nach Dietikon. Früher floss die Limmat hier viel breiter und verzweigter durch die Landschaft.

Kanalisierung führte zu ökologischem Kahlschlag

Vor über 100 Jahren wurde die Limmat, wie rund die Hälfte aller Bäche und Flüsse im Kanton Zürich, kanalisiert und begradigt. Für den Schutz vor Hochwasser und um Land zu gewinnen, verbaute man die natürlichen Fliessgewässer in einem Kraftakt zu künstlichen Bändern. Es war eine ingenieurtechnische Meisterleistung des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Tatsächlich wurde die wilde Limmat dadurch berechenbarer und trat nur noch selten über die Ufer. Was man damit in der Natur für einen Schaden anrichten würde, wusste man damals noch nicht. Die in natürlichen Flussräumen vorkommende grosse Vielfalt an Tieren und Pflanzen verkümmerte und verschwand, ebenso das lebendige Bild der Flusslandschaft.

Mehr Lebensräume, mehr Biodiversität

Natürliche Flüsse gehören zu den artenreichsten Lebensräumen, die wir in der Schweiz kennen. Vielfältige Strukturen im Wasser und am Ufer bieten unzähligen Tieren und Pflanzen ein Zuhause. Unter Wurzelstöcken und umgefallenen Bäumen finden Fische Schutz vor Feinden, scheinbar karge Kiesinseln sind ein Treffpunkt für Libellen und ein Zuhause von Pionierpflanzen, im steilen Ufer bauen Eisvögel und Uferschwalben ihre Bruthöhlen.

Die einstige Kanalisierung der Limmat hat diese und unzählige weitere Lebensräume, die früher hier vorhanden waren, ausradiert. Mit der Revitalisierung wird die Limmat wieder ein vielfältiger und artenreicher Naturraum, den jedes Hochwasser neuerlich formt, wie es für Auengebiete charakteristisch und lebensnotwendig ist. Am natürlichen, über weite Strecken unbefestigten und kiesigen Ufer, auf Kiesinseln und im Fluss selbst werden sich zahlreiche Fische, Vögel, Amphibien und Pionierpflanzen wieder heimisch fühlen.

Mehr Dynamik, mehr Vielfalt

Der Abschnitt vom Gasisteg bis fast zur Brücke Weiningerstrasse ist das Herzstück der «Lebendigen Limmat». Hier wird die neue Flusslandschaft etwa dreimal breiter als es die kanalisierte Limmat heute ist. Und das mit gutem Grund: Ein natürlicher Fluss ist dynamisch. Er verändert sich mit dem Gang des Wassers, schafft Kies- und Überschwemmungsflächen, bietet Tieren und Pflanzen vielfältige Lebensräume und gestaltet die Landschaft. Der zusätzliche Raum ist nötig, damit sich diese Dynamik entfalten kann.

Naherholung

Die «Lebendige Limmat» erhöht auch die Lebensqualität der Menschen im Limmattal. Der aufgeweitete, abwechslungsreiche Flussraum wird, inmitten des dicht besiedelten und weiterhin stark wachsenden Agglomerationsraums, zur grünen Oase für Erholungssuchende. Zugänge zum Wasser machen den Flussraum unmittelbar erlebbar. Sie laden zum Verweilen, Spielen und Baden ein. Der naturnah gestaltete Flussraum gibt der Limmattallandschaft neue Impulse und wertet sie nachhaltig auf.

Schutz vor Hochwasser, Hitze und Trockenheit

Vor ganz grossen Hochwassern ist man im inzwischen immer dichter besiedelten Limmattal heute nicht überall sicher. Extreme Hochwasser, die aufgrund der Klimaerwärmung künftig häufiger vorkommen, kann die kanalisierte Limmat bei Schlieren im heutigen Zustand nicht mehr genügend ableiten. Das Wasser würde in den Bereichen Betschenrohr, Zelgli und Unterrohr über die Ufer treten und könnte das Siedlungsgebiet grossflächig überschwemmen.

Mehr Schutz vor Überschwemmungen

Nach der Revitalisierung bietet der aufgeweitete Flussraum innerhalb der neuen Schutzdämme mehr Platz. Menschen und Sachwerte entlang des Limmatabschnitts sind dann selbst vor einem Hochwasser sicher, das aufgrund bisheriger Statistiken nur alle 300 Jahre zu befürchten ist. Angesichts des beträchtlichen Schadenpotenzials in der hoch entwickelten, dicht besiedelten und intensiv genutzten Agglomeration und der absehbaren, weiteren Siedlungsentwicklung ist dieser hohe Schutzgrad sehr wertvoll. Mit der Revitalisierung schliesst der Kanton Zürich eine Lücke im Hochwasserschutz. Vor und nach dem Projektperimeter ist der hohe Schutz vor Hochwasser bereits gewährleistet.


Bessere Bedingungen auch bei Hitze und Trockenheit

Mit dem Klimawandel werden nicht nur extreme Hochwasserereignisse, sondern auch ausgeprägte Hitze- und Trockenheitsperioden zunehmen. Nach der Revitalisierung ist der Limmatbogen auch besser an diese Bedingungen angepasst. Bei anhaltender Trockenheit bringt die künftige naturnahe Flusslandschaft grosse Vorteile für verschiedene Wasserlebewesen: So bietet die vielseitige Flusssohle mit Tiefstellen und beschatteten Unterständen beispielsweise den Fischen auch bei Trockenheit Zonen, wo sie sich zurückziehen können. Und die Menschen finden dank der üppigen Vegetation am Wasser schattige und kühle Orte, um sich vor der Sommerhitze zu schützen und sich zu erholen.

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