Samstag, Oktober 5, 2024
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Das Leben in der Asylunterkunft in Schlieren

Narmin I.*, geboren am 27. Januar 1996 in Syrien, lebt seit November 2013 in der Schweiz.
Ihr Vater wohnt in Deutschland, die Mutter mit den Geschwistern in der Türkei. Sie hat im Herbst 2016 die neue Asylunterkunft in Schlieren bezogen.

 

Narmin I. teilt sich eine der zehn Wohnungen mit einer jungen Frau aus Tibet. Sie bewohnen die grösste Wohnung in der Unterkunft, wo zurzeit noch drei Zimmer leer stehen. Im selben Trakt ist auch das Büro der AOZ (Asylorganisation Zürich) untergebracht. Wenn die Bewohner der Unterkunft ihre Beratungstermine mit den zuständigen Beraterinnen der AOZ haben, warten diese oft am Tisch in der Küche der beiden Frauen. Dies sei der einzige Kontakt mit den übrigen Bewohnern der Anlage, sagt Narmin. Die Wohnverhältnisse sind wie in einem normalen Mehrfamilienhaus geregelt. Die Bewohner sind selber für den Haushalt verantwortlich. Die beiden jungen Frauen haben den Dienstag als Putztag ausgewählt. Dann reinigen sie die Zimmer und die Gemeinschaftsräume ihrer Wohnung.

 

Beim Eintritt in die Wohnung befindet man sich unmittelbar in der Wohnküche, um welche fünf kleine Zimmer sowie das Büro der AOZ angelegt sind. Die Wohnung ist in schlichten Farben gehalten. Narmin gefallen die Wohnräume sehr gut, sie fühlt sich hier wohl. Ausser den Schuhen vor den Zimmern sind keine privaten Gegenstände zu sehen. Gerne würde sie ihr Zimmer persönlicher einrichten. Deshalb bedauert Narmin, dass sie bei der Flucht aus Syrien nur einige wenige Kleider und keine Erinnerungsstücke aus ihrer Heimat mitnehmen konnte. Aber zurzeit liegt die volle Aufmerksamkeit ohnehin bei der beruflichen Zukunft, denn sie ist vorläufig Aufgenommene und darf Arbeit suchen.

 

Narmin geht zweimal wöchentlich in die Schule, um Mathematik und Deutsch zu lernen. Am dritten Schultag liegt der Schwerpunkt beim Job-Coaching. Dort steht das Bewerbungsverfahren im Vordergrund. Sie sucht eine Lehrstelle als Pharma-Assistentin und möchte im August starten. Sollte das nicht klappen, würde sie gerne die einjährige Vorlehre besuchen, um mit der Lehre 2018 beginnen zu können. Narmin spricht und versteht sehr gut Deutsch. Ab März dieses Jahres besucht Sie den Deutschkurs im Niveau B1.

 

In ihrer Heimat träumte sie davon, Ärztin zu werden. Bei einem Besuch der Berufsmesse in Zürich-Oerlikon wurde Sie auf den Beruf als Pharma-Assistentin aufmerksam gemacht. Nach Beratungsgesprächen und einer Schnupperlehre war sie überzeugt, dass dies die richtige Berufswahl für sie ist.

 

An den freien Tagen wird nebst den Haushaltspflichten viel gelernt. Es gilt, die Hausaufgaben zu erledigen. Freitags macht sie sich auf den Weg nach St. Gallen zu ihrer Tante und ihrem Onkel, wo ein Computer mit Internet-Anschluss zum Lernen zur Verfügung steht. Sie besucht gerne ihre Verwandten. Dies lenkt sie ab von ihrem Heimweh nach ihren Eltern und Geschwistern, die sie seit mehr als drei Jahren nicht gesehen hat.

 

Narmin und ihre tibetische Mitbewohnerin sind inzwischen Freundinnen geworden und kochen und essen gerne zusammen. Narmin liebt typisch syrische Speisen. Ab und zu gehen sie zusammen spazieren oder erledigen Besorgungen in der Stadt. Ablenkungen finden sich keine in der Asylunterkunft oder in der näheren Umgebung, denn sie haben noch keinen Fernseh- oder Internetzugang, um sich die Zeit zu vertreiben.

 

(* Name der Redaktion bekannt)

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