Die Bevölkerung redet mit

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Die Neugestaltung von Lebens- und Verkehrsräumen im Zelgli-Quartier erfolgt unter Einbezug der Einwohner. So sollen bessere und nachhaltigere Lösungen entstehen als bei rein behördlichen Verfahren.

 

Trotz der privilegierten Lage am Siedlungsrand und in unmittelbarer Nähe zur Limmat muss das Zelgli-Quartier einige nicht zu unterschätzende Nachteile in Kauf nehmen. Dazu zählt unter anderem die Trennung vom Stadtzentrum durch das mehrgleisige SBB-Trassee sowie die breite, verkehrsreiche Bernstrasse. Nicht nur die reine Distanz zum Stadtzentrum ist für viele Bewohnerinnen und Bewohner erschwerend, sondern insbesondere die Querung der Bernstrasse, einer für das Limmattal sehr wichtigen Kantonsstrasse. Die Strasse ist unattraktiv und besonders für die schwächeren Verkehrsteilnehmenden ein anspruchsvolles Hindernis.

 

Eine weitere Trennung in Nord-Süd-Richtung bildet die Engstringerstrasse, welche Schlieren mit Engstringen verbindet. Auch hier wird ein hohes Verkehrsaufkommen gemessen. Die Emissionen, besonders aber der Lärm, führen dazu, dass sich das Quartier weg von der Strasse hin zu den offenen Freiflächen wendet. Die Benützung der Strasse ist heute mehr schlecht als recht gelöst: Zu Spitzenzeiten staut sich der motorisierte Individualverkehr, Fussgängerinnen und Fussgänger fühlen sich unwohl und teilweise unsicher, und zu guter Letzt fehlt für die Velofahrenden der Platz für eine sichere Fortbewegung.

 

Eine sichere und schnelle Route für Velos

Im vergangenen Jahr haben der Kanton Zürich und die Stadt Schlieren beschlossen, in einem partizipativen Verfahren Optimierungsmöglichkeiten zu suchen und zu diskutieren. Ausgelöst wurde das Projekt durch die kantonale Verpflichtung, auf der Achse Schlieren-Unterengstringen eine Velo-Schnellroute zu schaffen und die Engstringerstrasse zu sanieren. Unter dem Titel «Lebensraum Zelgli» sollen in erster Priorität die Lage und Gestaltung der Veloroute unter Einbezug der Bevölkerung behandelt werden, um im anschliessenden Verfahren allfällige Einsprachen zu vermeiden. Stadt und Kanton haben grosses Interesse daran, gemeinsam eine mehrheitsfähige Lösung zu entwickeln, die möglichst allen Bedürfnissen Rechnung trägt.

 

Die Projektverantwortlichen sind davon überzeugt, dass nur durch ein partizipatives Verfahren, sowohl unter Einbezug von Anwohnerinnen und Anwohnern als auch von Grundeigentümerinnen und Grundeigentümern, tragfähige und umsetzbare Lösungen erarbeitet werden können. Das Verfahren mit mehreren Workshops, von denen drei bereits im letzten Jahr durchgeführt werden konnten, ist zwar aufwendig und kostenintensiver als eine Standard-Planauflage. Erfahrungen andernorts haben jedoch gezeigt, dass auf diese Weise bessere und nachhaltigere Lösungen entstehen, die auch eine reelle Chance auf eine Realisierung haben.

 

An den Workshops wurde stets darauf geachtet, dass transparent alle Möglichkeiten und Vorschläge gleichwertig festgehalten und vertieft werden. Auf dieser Basis werden im laufenden Jahr Varianten entwickelt, die in den weiteren Prozessschritten für alle Teilnehmenden nachvollziehbar qualifiziert und weiterverfolgt, beziehungsweise verworfen werden.

 

Schliesslich soll im Anschluss an diesen partizipativen Prozess das Verfahren gemäss Strassengesetz mit den entsprechenden Einwendungs- und Einsprachemöglichkeiten für Beteiligte und Grundeigentümer mit einer Variante gestartet werden, die über das gesamte Quartier gesehen einen möglichst hohen Konsens und eine möglichst hohe Akzeptanz aufweist.

 

Ideen für den Lebensraum Zelgli

Gemäss Stadtentwicklungskonzept sind die Quartiere für die weitere Entwicklung von Schlieren ein absolut zentrales Element. Daher ist es wichtig, bei anstehenden Planungen auf Quartier-Ebene ganzheitlich zu denken und nicht nur partikuläre Fragestellungen wie im konkreten Fall die Velo-Linienführung zu behandeln. An den Workshops werden deshalb weitere Aspekte, Defizite oder Wünsche aus dem Zelgli-Quartier festgehalten, um möglichst zielführend und im Rahmen der Möglichkeiten dort aktiv zu werden, wo der Schuh am meisten drückt.

 

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben an den Workshops zahlreiche Themen eingebracht und diskutiert, welche einen Einfluss auf die Qualität im Quartier Zelgli haben: unter anderem die allgemeine Sicherheit der Schulwege, die Gestaltung des öffentlichen Raums, die Aufwertung der vorhandenen Spielplätze, die Schaffung eines Quartierzentrums und die Verkehrsberuhigung der Engstringerstrasse durch eine Tempo-30-Zone.

 

Ohne Kompromisse geht es nicht

Die bisherigen Workshops haben aufgezeigt, dass ein sehr grosses Interesse an der Thematik besteht. Aufwertungsbedarf, res­-
pektive Verbesserungspotenzial, wird von den Teilnehmenden durchaus erkannt und engagiert diskutiert. Die Diskussionen zeigen, dass für die Zukunft Möglichkeiten bestehen, die heutige unbefriedigende Situation zu verbessern. Die Bewertungen und Voten zu einzelnen Ansätzen und Vorschlägen zeigen aber auch, dass sich wohl kaum die eine, perfekte «Wunsch-Variante» finden lässt, zu der eine hundertprozentige Zustimmung bestehen wird. Dass es ohne Kompromisse nicht geht, liegt auf der Hand.

 

Es ist das Ziel des partizipativen Verfahrens, eine möglichst gute und quartierverträgliche Lösung zu finden. Diese soll, gestützt auf einen breiten Konsens, im Sinne von umfassend diskutierten Grundlagen ausgearbeitet werden. Wo die Veloverbindung durchführen kann und welche baulichen Massnahmen an der Engstringerstrasse umzusetzen sein werden, wird die Forstsetzung des partizipativen Prozesses im Frühjahr/Sommer 2020 aufzeigen.

 

 

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