Dienstag, März 19, 2024
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Die Erfolgsgeschichte der Schlieremer Chind

Vor 62 Jahren wurden die Schlieremer Chind vom Schlieremer Werner von Aesch († 2008) ins Leben gerufen. Auch wenn es heute etwas ruhiger um den in der ganzen Schweiz bekannten Kinderchor geworden ist, existiert er noch.

Sie haben mehrere hunderttausend Platten verkauft, und ihre Lieder sind noch heute vielen bekannt: Die Schlieremer Chind sind seit 62 Jahren mit ihren Mundart-Liedern, Märchen und anderen Geschichten präsent. Die erste Aufnahme entstand 1958 unter der Leitung des Primarlehrers Werner von Aesch. Dieser gründete auch das «Cabaret Rotstift». Gemeinsam mit seinen Lehrerkollegen Heinz Lüthi (75) und Jürg Randegger (81) stand er bis im Jahr 2002 regelmässig auf der Bühne. Sechs Jahre nach dem Rücktritt des Trios verstarb der gebürtige Schlieremer.

Sein Lebenswerk wird aber weitergeführt: Bereits 1985 übergab Werner von Aesch die Leitung der Schlieremer Chind an seinen Sohn Martin von Aesch. Er ist noch immer der musikalische Leiter des Kinderchors. «Die Schlieremer Chind bedeuten mir unglaublich viel. Ich bin mit ihnen aufgewachsen», sagt Martin von Aesch, der ebenfalls wieder in Schlieren lebt. Er war 7 Jahre alt, als der erste Tonträger erschien. Mit seinen beiden Schwestern hat er sogar selber einmal bei einer Produktion mitgesungen. «Mein Vater unterrichtete im Schulhaus Hofacker in Schlieren und machte die Aufnahmen jeweils mit seinen Schulklassen», berichtet von Aesch.

Der Sohn hielt an der Grundidee seines Vaters fest. Er liess aber Stilrichtungen wie Rock, Pop, Blues, Jazz und Funk einfliessen: «Ich habe den Fokus auf das Erzählen von Geschichten gelegt. Im Grunde habe ich ein Musical geschrieben, welches wir erstmals auch live aufgeführt haben. Das kam bei den Kindern sehr gut an», sagt Martin von Aesch. Auch sonst trat der heute 69-Jährige in die Fussstapfen seines Vaters: Er unterrichtete von 1973 bis 1999 an der Mittelstufe, davon lange Zeit in Oberengstringen. Nebenbei engagierte sich der Schlieremer stets im kulturellen Bereich, bevor er sich 1999 ganz seinen eigenen Projekten widmete. Martin von Aesch ist heute ein gefragter Autor, gibt Lesungen, Schulkonzerte und ist mit einem eigenen Comedy-Programm wie auch als Musiker aktiv.

Die Schlieremer Chind sind kein fester Chor
Für die erste Produktion unter seiner Leitung setzte er – wie sein Vater damals – seine Oberengstringer Schulklasse ein. «Das wäre im heutigen Schulsystem aufgrund des hohen Aufwands nicht mehr möglich», bedauert der ehemalige Lehrer. Deshalb werden die Schlieremer Chind seit 2001 jeweils durch ein Casting eruiert. Die Kinder kommen in der Regel aus Schlieren oder der näheren Umgebung. Der Chor löst sich nach jeder Produktion auf und wird bei einer nächsten wieder neu zusammengesetzt.

Seit 1995 erscheinen sämtliche Tonträger der Schlieremer Chind auf dem Label «all star production» unter der Leitung von Beat Starkermann. «Martin und ich kennen uns schon lange, da wir früher beide in Oberengstringen gewohnt haben», erzählt der Produzent. Gemeinsam verantworten die beiden bereits acht Produktionen. «Mich fasziniert die Zusammenarbeit mit den Kindern, das ist etwas sehr Besonderes, und wir haben immer alle viel Spass», sagt Starkermann. «Ausserdem halte ich die Texte aus pädagogischer Sicht für sehr wertvoll», ergänzt der Produzent, der seit 31 Jahren sein eigenes Musik-Label betreibt.

Die letzte Produktion der Schlieremer Chind erschien 2011 im Rahmen des mehrtägigen Stadtfestes «Schlieren lacht». Unter dem Titel «Schaurig schöni Liedli» werden darin in 14 Liedern Geschichten aus dem Leben der Kinder erzählt. Eine neue Produktion ist derzeit nicht in Planung. Denn bei den Schlieremer Chind singen jeweils rund 30 Kinder mit. «Eine CD aufzunehmen ist sehr kostspielig. Früher konnten wir die Ausgaben mit dem Verkauf von CDs relativ gut abdecken. Heute sind die Streaming-Plattformen federführend, was uns ein neues Projekt momentan leider verunmöglicht», bedauern Starkermann und von Aesch gleichermassen.

Das Ende der Schlieremer Chind bedeute das aber dennoch nicht: «Vielleicht kommt ja irgendwann jemand, der eine Produktion finanzieren möchte. Wir würden uns auf jeden Fall sehr freuen», lacht von Aesch. Dabei dürfte dies sicherlich eine lohnenswerte Investition sein: Zwei Produktionen der Schlieremer Chind haben unter Martin von Aesch und Beat Starkermann bereits die goldene Schallplatte – die höchste Auszeichnung für am meisten verkaufte Tonträger – erhalten.

www.schlieremer-chind.ch

 

Text: Linda von Euw; Bild: zVg

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