Nach langem Wahlkampf sind Sie nun Stadtpräsident von Schlieren. Worauf freuen Sie sich – wovor haben Sie Respekt?
Markus Bärtschiger: Ich freue mich auf viele tolle Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen. Viele Leute stellen Ansprüche an den Staat bzw. den Stadtrat, die sie nicht genau formulieren können oder wollen. Allen Forderungen können ich, der Stadtrat oder die öffentliche Hand aber nicht nachkommen, weil die gesetzlichen Grundlagen und/oder der politische Wille fehlen. Dies den Leuten verständlich zu machen, ist nicht einfach, davor habe ich Respekt.
Was ist Ihnen als Stadtpräsident wichtig? Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
Markus Bärtschiger: Niemand soll sich als Fremder in der eigenen Stadt fühlen müssen. Keiner soll artig und still parallel nebeneinander – statt miteinander – leben müssen, es sei denn, er will es. Letzteres würde ich aber sehr bedauern. Zudem soll die Stadtverwaltung möglichst gerecht funktionieren.
Das Zentrum Schlierens wird sich bald neu präsentieren, Schlieren wird noch städtischer. Als Ressortvorsteher Bau und Planung haben Sie sich mit der baulichen Veränderung befasst. Als Stadtpräsident sind die sozialen und kulturellen Entwicklungen Ihr Themengebiet. Wo sehen Sie Handlungsbedarf?
Markus Bärtschiger: Bei allen baulichen Detailfragen war es mir immer wichtig, die soziale Entwicklung einzubeziehen. Deshalb habe ich stets für eine hohe Wohnqualität gekämpft. Eine verträgliche Verdichtung, eine gute Mischung zwischen Armen und Reichen, Jungen und Alten usw., genügend Grün- und Erholungsräume sind sehr wichtige Faktoren für ein gutes soziales Gefüge. Ich will, dass Schlieren für alle Menschen Heimat bleibt. Das Verständnis füreinander muss gestärkt werden. Dies kann bei Begegnungen wie zum Beispiel an unseren kulturellen Veranstaltungen geschehen. Wir müssen uns auf Themen konzentrieren, die wir gemeinsam haben, und nicht dauernd Unterschiede betonen.
Sie haben vom Ressort Werke, Versorgung und Anlagen zum Ressort Bau und Planung gewechselt. Weshalb?
Stefano Kunz: Es waren vor allem drei Gründe, die mich zu diesem Wechsel bewogen haben:
1. Ich wollte als Stadtrat noch mehr Verantwortung übernehmen und unmittelbarer bzw. früher in die Fragestellungen rund um die Entwicklung der Stadt eingebunden sein. Beides kann mit dem Ressortwechsel bewerkstelligt werden.
2. Aufgrund der Konstellation im neu besetzten Stadtrat hätte, wenn ich bei den Werken geblieben wäre, eines der beiden neuen Mitglieder das Ressort Bau und Planung übernehmen müssen. Das wäre aus meiner Sicht unverantwortlich gewesen, weshalb ich mich für den Wechsel entschied.
3. Der Wechsel zu Bau und Planung hat zudem den positiven Nebeneffekt, dass es sicher keine Interessenskonflikte mit meinem Amt als Verwaltungsratspräsident bei Limeco in Dietikon gibt.
Was ist Ihnen als Ressortvorsteher Bau und Planung wichtig? Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
Stefano Kunz: Politik muss primär ermöglichen und nicht verhindern. Das ist einer meiner Grundsätze. Zugleich suche ich nach Lösungen, die möglichst Vielen zugute kommen. Das bedeutet aber auch, dass alle bereit sein müssen, von ihren Maximalforderungen abzurücken. Da bin ich ganz und gar Mitte-Politiker! Mein Ziel ist nicht ganz unbescheiden: Schlieren soll vom Durchgangs-Ort zum attraktiven Bleibe-Ort werden, sodass es den Menschen in Schlieren wohl ist.
Welche Geschäfte werden Sie die nächsten vier Jahre am meisten beschäftigen?
Stefano Kunz: Da warten einige Brocken:
• Verabschiedung des Kommunalen Richtplans Siedlung und Landschaft
• Revision der Bau- und Zonenordnung
• Weiterführung bzw. Beginn der Umsetzung von Stadtentwicklungskonzept und Richtplan Siedlung und Landschaft
• Je nach Abstimmungsergebnis Bau der 2. Etappe Limmattalbahn
• Umgestaltung der Engstringer-Kreuzung
• Ausbau des Velonetzes sowie Schaffung weiterer Nord-Süd-Querungen.