Samstag, April 27, 2024
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«Wir sind eine kreative Schule»

Schlieren zählt sechs verschiedene Schulen. In Teil 3 der Serie Schul(haus)porträts stellen wir die Schule Hofacker vor. Sie hat sich einen Namen als musikalische Schule mit theaterpädagogischen Ansätzen gemacht.

Als Roman Suter am vergangenen 1. August seine Stelle als Leiter der Schule Hofacker antrat, traf er auf eine herausfordernde Situation. Rund ein Drittel der Lehrpersonen hatte auf Ende des Schuljahres 2020/21 gekündigt; einige wenige Stellen waren kurz vor Beginn des neuen Schuljahres 2021/22 noch immer nicht besetzt. «Es waren organisatorische und strukturelle Unklarheiten vorhanden», fasst Suter die Situation vorsichtig zusammen. Seine oberste Priorität war deshalb am Anfang, «einen reibungslosen Schulbetrieb zu gewährleisten».

Inzwischen hat sich das Team des «Hofi», wie die Schule Hofacker kurz genannt wird, gefunden, und der Schulbetrieb funktioniert. Suter hat begonnen, die Abläufe für die Lehr- und Fachpersonen zu vereinfachen und auf das Wesentliche zu reduzieren. «Die Lehr- und Fachpersonen sollen sich auf ihr Kerngeschäft, das Unterrichten, konzentrieren können», sagt er. Suter gibt ihnen «Leitplanken» vor. Damit sollen einheitliche Standards für Schülerinnen und Schüler gewährleistet werden. Gleichzeitig haben die Lehr- und Fachpersonen jedoch freie Gestaltungsmöglichkeiten und können ihre individuellen Interessen und Stärken zum Ausdruck bringen. «Das ist motivierend und ermöglicht lebendigen und innovativen Unterricht», erklärt Suter.

Suter ist noch jung, erst 31 Jahre alt. Vor seinem Stellenantritt im Hofi arbeitete der ausgebildete Primarlehrer vier Jahre in Dietikon, wo er auf der Mittelstufe unterrichtete. Zurzeit absolviert er berufsbegleitend noch einen Master of Business Administration (MBA) in Management and Leadership.

Tradition weiterführen
Suter will die Tradition des Hofi als eine musikalische Schule mit theaterpädagogischen Ansätzen weiterführen. «Wir sind eine kreative Schule», sagt er. Zeitenweise gab es etwa die Friitigsshow, an der einmal pro Monat eine Klasse eine künstlerische Show für die anderen Klassen aufführt. Pro Klassenzug (drei Jahre) wird zudem ein Musical oder ein Theater aufgeführt. Alle vier Jahre führen die Schülerinnen und Schüler des Hofi im Rahmen des «Schlierefäscht» eine Projektwoche durch, welche mit einer Aufführung, einem Konzert oder einem anderen speziellen Beitrag gekrönt wird.

Das Hofi verfügt über eine grosse Spielwiese.

Das Hofi war lange Jahre die Heimat der «Schlieremer Chind». Mit seinen Auftritten und Plattenaufnahmen wurde der vom bekannten Lehrer, Sänger und Kabarettisten Werner von Aesch gegründete und geleitete Kinderchor schweizweit bekannt. Singen hat auch heute noch einen grossen Stellenwert am Hofi: So hat Lehrerin Sara Birnstiel den Hofichor aufgebaut, und die Lehrerinnen Leslie Hörtig, Fabia Schmid und Selina Voser nahmen im vergangenen Jahr mit zwei Klassen am Singing Christmas Tree in Zürich teil.

Von Aesch war in den 1950er-Jahren auch Mitgründer des legendären Cabaret Rotstift, das bis ins Jahr 2002 bestand und seine neuen Programme jeweils im Singsaal des Hofi uraufführte. Mit Geld aus ihren Auftritten äufneten die Kabarettisten die sogenannte Roftstift-Kasse, aus der jeder Lehrer für seine Klassen- und Skilager einen finanziellen Zustupf entnehmen konnte.

FSL- und QUIMS-Schule
Das Hofi ist eine sogenannte FSL-Schule. FSL steht für Fokus starke Lernbeziehungen. Im Rahmen dieses Programms unterrichten zwei bis höchstens drei Lehr- und Fachpersonen eine Klasse. Sie übernehmen dabei alle Funktionen: Klassenlehrer, sämtlichen Fachunterricht sowie integrative und sonderpädagogische Förderung. Eine Heilpädagogik-Person steht ihnen beratend zur Verfügung und kann bedarfsspezifisch, punktuell und gezielt beigezogen werden.

An der Schule Hofacker unterrichten insgesamt 42 Lehr- und Fachlehrpersonen, darunter sieben Assistenzen. Das Lehrpersonal sei vom Alter her gut durchmischt, sagt Suter. Acht Lehrpersonen sind schon zehn Jahre oder mehr am Hofi. Was das Geschlecht betrifft, zählt der Lehrkörper 36 Frauen und sechs Männer. Zu den Lehr- und Fachlehrpersonen kommen noch die Schulsozialarbeiterin, der Schulleiter und die Schulleitungsassistenz.

Das Hofi ist auch eine sogenannte QUIMS-Schule – dies aufgrund des hohen Ausländeranteils unter den Schülerinnen und Schülern. QUIMS ist die Abkürzung für Qualität in multikulturellen Schulen. Sie setzen ein besonderes Augenmerk auf Sprache, Integration und Schulerfolg.

Fast 300 Schülerinnen und Schüler
Am Hofi gehen zurzeit insgesamt 291 Schülerinnen und Schüler (inklusive Kindergärtner) zur Schule. Sie werden im Kindergarten in vier Klassen sowie an der Primarschule in fünf Unterstufenklassen und sieben Mittelstufenklassen (darunter eine Kleinklasse) unterrichtet. Das Einzugsgebiet der Schule Hofacker variiert je nach Schuljahr und Kinderzahlen. Dies hat unter anderem damit zu tun, dass im Hofacker mehr Mittelstufenklassen geführt werden als im Kalktarren und deshalb auch Mittelstufenkinder aus dem Chalchigebiet das Hofi besuchen.

Die Unterstufenklassen bewirtschaften gemeinsam einen Schulgarten. Ziel ist es gemäss Suter, dass die Schülerinnen und Schüler «die Natur und die Jahreszeiten kennenlernen und wahrnehmen».

Die beiden Pavillons für die Kindergärten im Hofi.

Auch am Hofi wird Wert gelegt auf den Einbezug der Schülerinnen und Schüler und der Eltern in den Schulbetrieb. Für die Schülerinnen und Schüler gibt es das sogenannte Hofiparlament, in das jede Regelklasse je zwei Vertreter sowie die Kleinklasse und die Kindergärten je einen Vertreter entsenden können. Im Elternrat haben zwei Vertreter pro Klasse Einsitz. Der Elternrat wirkt gemäss Suter unterstützend im Schulalltag, kann aber auch eigene Initiativen entfalten. So organisierte er in Zusammenarbeit mit der Schule und der städtischen Werkabteilung etwa den Cleanup Day für die ersten bis sechsten Klassen und hilft beim traditionellen Räbeliechtliumzug in Schlieren mit.

Kleine Gebäudekörper statt monumentaler Grossbau
Das Schulhaus Hofacker wurde am 1. Juli 1956 mit einem grossen Umzug und einem Jugendfest eingeweiht. Am 12. Juni 1999 wurde ein Erweiterungstrakt entlang der Stationsstrasse eingeweiht. 2017 erfolgte eine Dachsanierung. Heute besteht das Hofi aus zwei zweigeschossigen Schulhaustrakten, zwei Pavillons für die Kindergärten und einem Turnhallengebäude. Dazu kommen ein grosser Pausenplatz und eine Spielwiese. Die Kindergärten verfügen über einen eigenen separaten Pausenplatz. Die Raumsituation sieht heute wie folgt aus: zwölf Klassenlehrzimmer, acht Fachlehrzimmer, vier Gruppenräume, vier Kindergärten, zwei Turnhallen, ein Singsaal.

Auch beim Hofi war wie bei anderen Schlieremer Schulen ein namhafter Architekt am Werk. Sein Name war Hans Hubacher. 1951 war er gemäss dem Historischen Lexikon der Schweiz Chefarchitekt der 600-Jahr-Feier zum Eintritt des Stands Zürich in die Eidgenossenschaft. Er und seine Frau Annemarie machten sich in der Folge vor allem einen Namen mit Kirchenbauten (Schwyz 1958, Zollikerberg 1960) und mit Hotelbauten (Hotel Atlantis Zürich 1970, Sporthotel Stoss 1976, Kur- und Parkhotel Zurzach 1989). 1977 entstand der Neue Botanische Garten in Zürich und 1983 die Schweizer Botschaft in Brasilia nach ihren Plänen.

Am Hofi versuchte Hubacher, in der vorhandenen landschaftlichen und (auch zukünftigen) baulichen Umgebung durch die Gliederung in mehrere Baukörper einerseits das Pathos eines monumentalen Grossbaus zu vermeiden. Andererseits wollte er aber auch lärmigen Massierungen der Schülerinnen und Schüler auf dem Pausenplatz, bei den Zugängen und im Hausinnern entgegenwirken. Die in dieser Quartierschule aufwachsenden Kinder sollten zudem sukzessive die ihrem Alter entsprechende bauliche Atmosphäre vorfinden. So wird das Hofi jedenfalls in einem Artikel in der Zeitschrift «Das Werk: Architektur und Kunst» aus dem Jahr 1957 beschrieben. 

Text und Fotos: Martin Gollmer

Serie Schul(haus)porträts
Bereits erschienen:
– Schule Grabenstrasse im Schlieremer, Ausgabe 2, Mai 2021
– Schule Schulstrasse im Schlieremer, Ausgabe 3, September 2021
oder unter www.schlieremer.ch

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