Dienstag, April 30, 2024
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Interview mit Stadtschreiberin Janine Bron

Stadtschreiberin Janine Bron kennt die Eigenheiten und politischen Ansichten der Exekutivmitglieder ganz genau. Wie denkt sie über Schlieren, die Politik und wer ist sie privat? Im Interview verrät sie mehr über sich und ihren Job.

Stadtschreiberin
Die Stadtschreiberin führt einerseits als Abteilungsleiterin die Bereiche Stadtkanzlei, Standortförderung und Kommunikation. Dabei untersteht sie direkt dem Stadtpräsidenten. Andererseits berät sie den gesamten Stadtrat als Kollegialbehörde während seiner Sitzungen. Der Fokus liegt dabei auf rechtlichen und kommunikativen Aspekten. Bei repräsentativen Aufgaben gilt sie gar als Teil des Stadtrats.

Zur Person: Janine Bron
In Schlieren tätig: Seit Juni 2019 als Stadtschreiberin-Stv. und Parlamentssekretärin, seit März 2021 als Stadtschreiberin
Alter: 32
Wohnhaft: Staufen (AG)

Seit 10 Jahren bist du Gemeinde- bzw. nun Stadtschreiberin. Was gefällt dir an der Stelle in Schlieren?
Schlieren hat enormes Potenzial. Die Stadt weist eine der höchsten Dynamiken aller Städte und Gemeinden auf. Hier tut sich einiges, und das mit sehr hohem Tempo. Dazu gibt es in Schlieren auch noch fast gleich viele Arbeitsplätze wie Einwohnerinnen und Einwohner. Die Standortförderung hat deswegen eine besondere Bedeutung und ist in der ganzen Schweiz für ihre hervorragende Arbeit bekannt.

Was hindert dich daran, nach Schlieren zu ziehen?
Mein Beruf! Wenn ich am Morgen das Haus verlasse, bleiben meine persönliche Meinung und meine Interessen zu Hause. So kann ich den Stadtrat objektiv und neutral beraten.

Reizt es dich, politisch aktiv zu werden an deinem Wohnort?
Nein. Was man in der Politik aushalten muss, ist manchmal fernab von Anstand und Respekt. Politikerinnen und Politiker sind Menschen, die den Mut haben, Entscheidungen zu treffen und bereit sind, Verantwortung dafür zu übernehmen. Mit dieser Geringschätzung hätte ich Mühe.

Womit beschäftigst du dich in deiner Freizeit am liebsten?
Von Gesellschaftsspielen über Sport, Kultur und Kochen ist alles mit dabei. Müsste ich mich für eines entscheiden, wäre es das Jassen. Über all die Jahre ist es stets eines meiner Lieblingsspiele geblieben.

Unsere demokratischen Prozesse können manchmal ganz schön langsam sein. Wie würdest du das verbessern?
Gar nicht! Das ist meines Erachtens eine der grössten Stärken unserer direkten Demokratie. Die vermeintliche Schwerfälligkeit ist die Zeit, die es braucht, um den Frieden nachhaltig zu gewährleisten. In der Schweiz muss man weder laut werden noch Gewalt anwenden, um auf seine Bedürfnisse aufmerksam zu machen. Wer sich einbringen will, hat während eines Veränderungsprozesses mehrfach die Gelegenheit dazu. Das braucht Zeit. Diese Abläufe gewährleisten nicht nur, dass sich alle einbringen können, sondern sie helfen auch mit, den Menschen Zeit zu geben, sich auf die neue Situation einzustellen.

Fällt es dir schwer, Entscheide des Stadtrats zu akzeptieren, wenn du anderer Meinung bist?
Die Frage stellt sich in dieser Form nicht. Der Stadtrat arbeitet für die Stadt. Meine Aufgabe ist es, ihm dabei beratend zur Seite zu stehen. Der Stadtrat muss während der Entscheidungsfindung Vor- und Nachteile sowie Chancen und Risiken gegeneinander abwägen. Ich kann bestätigen, dass der Stadtrat an jeder Sitzung die vorliegenden Informationen gewissenhaft gewichtet und versucht, nach bestem Wissen eine Entscheidung zu treffen, die für möglichst viele Menschen in Schlieren passend ist. Da der Stadtrat sein Bestes gibt, fällt es mir sehr leicht, seine Entscheidungen aus voller Überzeugung mitzutragen.

So könnte man dir schon fast unterstellen, keine eigene Meinung zu haben. In Pausengesprächen erlebe ich dich aber als spannende Diskussionspartnerin.
Beides trifft zu. Sobald der Stadtrat einen Beschluss gefällt hat, hat die Stadtschreiberin dieselbe Meinung. Als Arbeitskollegin und Privatperson darf ich selbstverständlich eine eigene Meinung haben und zum Ausdruck bringen.

Wofür möchtest du im Berufsalltag mehr Verständnis?
Der Aufwand, den die sehr hohe Entwicklungsdynamik in Schlieren auslöst, wird von vielen unterschätzt. Wenn beispielsweise 500 Menschen aus Schlieren wegziehen und 500 wieder zuziehen, generiert das Arbeit. In einer Statistik sieht es aber so aus, als ob sich nichts verändert hätte. Auch die Stadtratsgeschäfte sind oftmals weitaus komplexer und vielschichtiger, als sie auf den ersten Blick scheinen. Bei vielen Entscheidungen sind Abhängigkeiten zu anderen Themen zu berücksichtigen. Nur weil ein Projekt dem Schein nach nicht vorankommt, heisst das nicht, dass nicht daran gearbeitet wird.

Wo ist dein Lieblingsort in Schlieren?
Einen bestimmten Lieblingsort habe ich nicht. Auch wenn ich mich bei einigen Leuten unbeliebt mache: Ich mag den Nebelbrunnen. Er gestaltet, ist aber kein Hindernis. Er fällt auf, ohne Raum auf dem Stadtplatz einzunehmen. Zu jeder Tageszeit, bei jedem Wetter und aus jeder Perspektive wirkt er wieder anders. Ich entdecke immer wieder Neues. Diese Vielseitigkeit passt für mich perfekt zum Bild, das ich von Schlieren habe.

Zu guter Letzt
Letztes Konzert: Rammstein
Letzter Serien-Marathon: The Mandalorian
Letztes Buch: Becoming, Michelle Obama

Für Janine Bron passt der wandelbare Nebelbrunnen perfekt zur vielseitigen Stadt Schlieren. (Quelle: eigenes Foto)

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